Dieser Trend lässt sich besonders im E-Food Fulfillment für Lebensmittel beobachten. Wie reagieren E-Food Händler darauf?

E-Food Fulfillment boomt: So profitiert E-Food von Corona

Mit Corona hielt nicht nur eine verheerende Pandemie Einzug, sondern auch Begriffe wie „Social Distancing“ und „Kontaktverbote“. Sicherheit durch Abstand und reduzierte Kontakte ist an der Tagesordnung. Das bedeutet auch, dass Menschen, die gern auswärts essen gehen und Lebensmittel lieber im Supermarkt kaufen, sich zweimal überlegen, ob sie sich unter Menschen begeben.

Die Auswirkungen des Corona-bedingten Wandels im Kaufverhalten sind besonders am Boom im E-Commerce erkennbar. Nicht nur der Online-Handel für Elektronik & Multimedia erlebt ein verstärktes Bestellaufkommen, auch Lebensmittelbestellungen über das Internet nehmen konstant zu.

Schon vor Corona erfreute sich E-Food einer langsam aber stetig wachsenden Beliebtheit. Hauptargumente für Kunden waren bisher Zeitersparnis und Bequemlichkeit. Mit Corona kommen neue Pluspunkte wie kontaktreduziertes Einkaufen und vermindertes Infektionsrisiko hinzu. Das schlägt sich auch in Zahlen nieder. Eine Verbraucherstudie des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) zeigte im dritten Quartal 2020 ein Umsatzwachstum bei Lebensmitteln um 52,9 Prozent (von 414 Millionen auf 633 Millionen Euro).

Grundversorgung bedeutet für Kunden zunehmend, Wochenkäufe mit einem Klick an die Haustür liefern zu lassen. Etwa ein Drittel der Deutschen bestellen inzwischen regelmäßig Lebensmittel im Netz. Hauptanlaufpunkte sind dabei reine Online-Shops mit Lieferdienst oder der stationäre Handel mit Online Versand.

Klein gegen groß: E-Food Startups gegen Online-Riesen

Selbst Amazon-Gründer Jeff Bezos sieht E-Food noch in den Startlöchern. Die kostspieligen Anforderungen an eine leistungsfähige, wirtschaftliche Logistik machen es zur Topklasse im E-Commerce. Der Trend zeigt jedoch, dass die Hemmschwelle gegenüber E-Food sinkt. So stieg der deutsche Marktanteil im 2. Quartal 2020 von 1,4 Prozent im Vorjahr um 1 bis 2 Prozent. Prognostiziert werden bei anhaltender Nachfrage zwischen 6 bis 16 Prozent bis 2030.

Gerade 2020 hat jedoch gezeigt, dass auch Marktführer wie Rewe oder Edeka mit Kapazitätsgrenzen im Lebensmittelversand kämpfen. Nicht nur Hamsterkäufe sorgten hier für Engpässe. Beschränkungen im grenzüberschreitenden Warenverkehr, steigende Frachtkosten und Containermangel führten verstärkt zu Lieferengpässen, Preiserhöhungen und Lieferausfällen. Umso wichtiger ist, dass kleine E-Food Händler und Startups über eine nachhaltige E-Commerce Logistik und robuste IT-Infrastrukturen verfügen.

Da E-Food Startups derzeit aus dem Boden schießen, ist zudem nicht nur mehr Angebot, sondern auch mehr Wettbewerb auf einem ohnehin schwierigen Markt sicher. E-Food Händler mussten in den letzten Jahren feststellen, dass ihr Geschäft ohne starke Logistikpartner oder Kooperationen mit Handelsketten schnell stagniert. Selbst Amazons E-Food Lieferdienst Amazon Fresh, seit 2017 in Deutschland unterwegs, konnte bisher keinen Anschluss finden. Ähnlich geht es vielen anderen E-Food Startups, die sich in Großstädten und Ballungsgebieten etablieren konnten, jedoch keine Alternative zum stationären Lebensmittelhandel sind.

Corona erwies sich als erster spürbarer Boost für den digitalen Lebensmittelmarkt. Eine Chance, die kleine Händler für sich nutzen können. Strategische Ansätze sollten auf Innovation, Experimentfreudigkeit und eine gute Infrastruktur setzen. Denn während sich Großunternehmen im digitalen Lebensmittel Fulfillment eher zurückhaltend bewegen, können Startups auf neue Bedürfnisse und ein verändertes, digitales Kaufverhalten eingehen.

Sicherheit und Qualität: Worauf Kunden bei E-Food Wert legen

Die wichtigsten Aspekte bei E-Food sind Sicherheit und Qualität der Lebensmittel. Online-Händler verlieren nicht nur Kunden, wenn Lebensmittel verdorben oder in schlechter Qualität ankommen. Sie gefährden auch die Gesundheit der Kundschaft. Das verspielt Vertrauen und kann existenzgefährdend sein. Ein extrem wichtiger Faktor, wenn man bedenkt, dass Frischeprodukte wie Fleisch, Fisch und Milcherzeugnisse im E-Food ganz oben stehen.

Entscheidend ist daher eine lückenlose, moderne Kühlkette. Temperatursensible Waren wie Fleisch oder Milchprodukte können durch eine optimale Lagerung zuverlässige Haltbarkeit und Qualität bieten. Zwar gibt es Händler, die Frischprodukte wie Gemüse und Obst ohne Zwischenlagerung vom Produzenten direkt zum Kunden liefern. Ein langfristiger E-Food Sektor ist ohne effiziente, leistungsstarke Kühllogistik jedoch kaum denkbar.

Hohe Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen stellt auch die Politik an E-Food Fulfillment. So erklärte Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, dass Online-Händler hinsichtlich Produktsicherheit stärker in den Blick genommen werden. Dazu zählen Sortimentsprüfungen nach EU-Standards und stichprobenartige Tests. Das soll Klöckner zufolge einen „Zwei-Klassen-Verbraucherschutz“[1] vorbeugen und für Kunden von stationärem und digitalem Lebensmittelhandel höchste Sicherheit garantieren.

Neben logistischen und sicherheitstechnischen Aspekten sehen sich E-Food Anbieter auch Zweifeln von Kunden gegenüber, die lieber lokal einkaufen oder Versandkosten sparen. Auf Differenzierungsmerkmale kommt es also an. E-Food Fulfillment sollte nicht versuchen, eine vollwertige Alternative zum stationären Handel zu sein, sondern Nischen und spezielle Bedürfnisse abdecken.

Beispiele für den eigenen Weg im E-Food sind:

Food- und Rezept-Boxen wie von Hello Fresh, Foodist oder Whole Food Box

Beliebte Abhol-, Einkaufs- und Lieferservices (wie z.B. „Click-and-Collect“ von Rewe)

Zertifizierte Bio-Frischeprodukte aus fairem, nachhaltigem Anbau

Eigene, einzigartige Markenprodukte

Fulfillment Lebensmittel: Worauf es bei E-Food Logistik ankommt

Der Markt für E-Food steckt tatsächlich noch in den Kinderschuhen. Nicht nur E-Food Anbieter befinden sich in der „Trial-and-Error“-Phase, erproben neue Konzepte oder konzentrieren sich auf etablierte Strategien. Auch Logistikdienstleister beobachten derzeit die Entwicklungen im digitalen Lebensmittelhandel. Unklar ist, ob in Zukunft zentralisierte Logistiklösungen, also großflächige Central Fulfillment Center, die Bestellmengen verarbeiten oder ob dezentrale Logistikstrukturen, sogenannte Micro Fulfillment Center, sich auf lokale Lebensmittelnahversorgung konzentrieren.

E-Food Händler sollten in jedem Fall die Customer Experience und die Sicherheit und Zufriedenheit von Kunden in den Mittelpunkt stellen.

Bei E-Food Logistik kommt es daher auf folgende Aspekte an:

  • Eine belastbare IT-Infrastruktur mit leistungsfähigem, sicherem Online-Shop
  • Ein selbsterklärender, einfacher Bestellprozess
  • Schneller, flexibler Versand mit Terminlieferung
  • Ein flexibler Reklamations- und Retourenservice
  • Wirksames Online-Marketing mit Social-Media Einbindung
  • Überzeugende Differenzierungsmerkmale gegenüber stationärem Handel
  • Moderne Transport- und Lagerlogistik mit vielseitigen Lagerflächen
  • Zertifizierte, gekennzeichnete Qualität der angebotenen Lebensmittel
  • Verschiedene Liefermodelle, die sich dem Kunden anpassen

Für Online-Händler, die Lebensmittel nicht vom Hersteller direkt zum Kunden liefern, führt kein Weg an professioneller Logistik vorbei. Sei es durch die Zusammenarbeit mit marktführenden Supermärkten oder durch die Auslagerung an Logistikdienstleister wie Apiando. Durch ein Outsourcen von Logistikdienstleistungen können sich E-Food Händler auf ihr Hauptanliegen konzentrieren und die Fixkosten für Logistik überschaubar halten.

Wohin entwickelt sich der E-Food Markt?

Derzeit ist noch nicht absehbar, wie nachhaltig sich der E-Food Sektor entwickeln kann. Es steht außer Frage, dass der Trend zum digitalen Lebensmittel-Einkauf anhalten wird. Um Nachfrage und Wachstum zu fördern und Kunden entgegenzukommen, erfordert es anpassungsfähige IT-Strukturen, zuverlässige Logistik und ein effektives Marketing. Viele Barrieren wie Zweifel an der Frische der Lebensmittel, abschreckende Lieferkosten, fehlende Alleinstellungsmerkmale gegenüber dem stationären Handel und eine wirtschaftliche Logistik müssen langfristig überwunden werden, um E-Food als zusätzliche Alternative zur Lebensmittelversorgung zu etablieren.

[1] https://www.rundschau.de/artikel/lebensmittel-lieferungen-bleiben-beliebt-e-food-wird-staerker-reguliert